Montag, 27. Januar 2014

Überladen - oder: Macht hoch die Tür!


"250 kg max load" steht unübersehbar auf dem Dachgepäckträger meines Autos. 250 Kilogramm, mehr Ladung darf eigentlich nicht drauf. Als ich heute am Montagmorgen bei Mister Welder vorbeischaue warten drei schwere Türen darauf, nach Mangulama gebracht zu werden. Eine Tür wiegt alleine 150 Kilo und die grosse Eingangstuer fast das Doppelte. Was tun? Zweimal fahren kostet einen halben Tag und viel Sprit. Eine afrikanische Lösung muss her. 
Ist der Dachgepäckträger zu klein? Kein Problem! Dann wird er eben vergrössert.


Zwei dicke Stangen und ein Querbalken werden kurzerhand angeschraubt und dann heisst es: 
Macht hoch die Tür(en)!
Jetzt gibt es nur noch ein Problem. 
Heute ist der 27. Januar, also Monatsende. Erfahrungsgemäss ist die Polizei in den letzten Tagen eines Monats immer besonders darauf erpicht Verkehrssünder zu ertappen - und natürlich gleich zur Kasse zu bitten. Da viele Autofahrer zum Monatsende ihren Lohn bekommen weiss die Polizei, dass in diesen Tagen viel Bargeld unterwegs ist. Und da möchte man seinen Anteil abhaben. Mit einem selbst gebastelten Gepäckträger bin ich natürlich ein lohnendes Opfer für einen gesalzenen Strafzettel...

Alles geht gut. 
Acht (!) Polizeisperren muessen ueberstanden werden bis ich in Mangulama bin. Sechsmal werde ich sofort durchgewunken, nur zweimal muss ich anhalten. Heute ist wohl ein Schutzengel mitgeflogen. Der erste Polizist will nur meinen Führerschein sehen und der zweite kannte mich schon und fragt, wie weit wir denn mit dem Kindergartenbau seien. "Fast fertig!" Dann kann ich weiterfahren.


Mister Mponde hatte mir schon seit Tagen immer wieder SMS geschickt: "We need lime!", wir brauchen Kalk! Zehn Säcke voll mit dem staubigen Puder hab ich ihm mitgebracht. Das sollte fuer eine Woche reichen.


Inzwischen ist die Veranda so gut wie fertig. Die sechs Säulen stehen und die kleinen Mäuerchen dazwischen auch. (Mister Thomson hat den Job als Maurer übrigens bekommen) 


Die Eingangstür soll heute noch eingebaut werden, verspricht Mister Mponde.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Ein Feuerwerk für Mangulama


Wer in diesen Tagen am Haus von Pastor Kaunda vorbeikommt, muss glauben, dass dort selbst tagsüber ein Feuerwerk entzündet wird. Es blitzt und sprüht Funken in allen Farben. 


Bei genauerem Hinsehen, und vor allem Hinhören, wird jedoch schnell deutlich: hier wird gearbeitet und nicht gefeiert.
Weil es in Mangulama keinen Strom gibt, haben die Metallarbeiter Mister Welder (der eigentlich Layton Molandi heisst) und sein Helfer ihre Schweisserwerkstatt in Nancholi aufgebaut. 
Als alle Stangen, Platten, Scharniere und Rohre beisammen waren ging's los.



Mit einem selbst gebastelten Schweissgerät brutzeln die Beiden zunächst die Türen zusammen. Die Fenster kommen nächste Woche dran. 
Ich kann ziemlich pingelig sein und meckere auch gerne herum, wenn die Dinge schief geworden sind, aber was die zwei Künstler hier fabrizieren ist unglaublich gut und präzise gearbeitet.
Schon nach wenigen Stunden "Feuerwerk" war die erste Tür fertig und abfahrbereit.


In Mangulama angekommen ist Mister Mponde begeistert und schickt seine Jungs gleich ans Einbauen.
 Jetzt gibt es nur ein Problem: Es dauert zwei, drei Tage bis der Beton, mit dem der Türrahmen in die Wand eingebaut wird, richtig trocken und fest ist. In dieser Zeit muss die Tür quasi Tag und Nacht bewacht werden. Vor einem halben Jahr wurden beim Kirchenneubau in Blantyre eines Nachts fünf gerade eingebaute Fenster gestohlen. Das soll uns hier nicht passieren. Also bietet Mister Mponde an, ab jetzt auf der Baustelle zu schlafen, und zwar in dem fensterlosen Raum in dem einmal die Nahrungsmittel für den Kindergarten gelagert werden sollen. 
Hier wird die neue Tür eingebaut.
Schon eigenartig: Jetzt bewacht Mister Mponde die Tür, die ihn gleichzeitig vor Räubern schützt...

Freitag, 17. Januar 2014

Mister Thompson schwitzt

Mit Riesenschritten geht es jetzt voran. An drei Stellen gleichzeitig wird auf der Baustelle gewirbelt.
Draussen schwitzt Mister Thomson. 



Er schwitzt nicht nur weil die Sonne brennt und die Arbeit schwer ist. Mister Thomson legt gerade eine Art Prüfung ab. Eigentlich ist er "nur" Hilfsarbeiter. Weil aber der ausgebildete Maurer Mister Steven seit Montag nicht mehr aufgetaucht ist will Mister Thompson den Job. Jetzt muss er seinem Boss Mister Mponde beweisen, dass er genauso gut mauern kann. Wenn er die sechs Pfeiler, die das Terrassendach stützen sollen, schnell und vor allem gerade mauert, dann bekommt er den Traumjob. Als Maurer würde er doppelt so viel verdienen wie vorher.
Kein Wunder dass Mister Thompson schwitzt.


Drinnen wird Drecksarbeit verrichtet. 
Alle Wände müssen verputzt werden, das heisst, mit Maurerkellen wird schlammiger Beton an die Wände geklatscht dass es nur so spritzt und dann mit einem Brett glatt geschmirgelt. Es ist noch früh am Morgen und die Kleider sind noch sauber. Abends sehen die Beiden hier aus wie nach einer Schlammschlacht - was ja irgendwie auch stimmt...


Das hier ist ... - uups, ich hab' seinen Namen vergessen. Okay, nennen wir ihn also Mister Welder, denn das ist es, was er in den nächsten Wochen tun wird: Schweissen. Auf Englisch heisst das "welding".
Mister Welder wird die Fenster herstellen. Deshalb war er heute in Mangulama um die 15 Fensterlöcher  auszumessen. Eigentlich würde er die Fensterrahmen lieber vor Ort zusammenschweissen, aber das geht nicht, weil es hier keinen Strom gibt. Also wird er in Blantyre arbeiten und ich werde jedes mal, wenn ich nach Mangulama fahre, die schon fertigen Fenster mitnehmen. 


Dienstag, 14. Januar 2014

Back to work - weiter geht's


Seit einer Woche wird auf der Baustelle schon wieder gearbeitet.
Ich musste schmunzeln, als der Bauleiter Mister Mponde am ersten Tag nach der Weihnachtspause mit einem Taxi vorfuhr...

Wer die vier Kilometer lange Sandpiste von der Hauptstrasse nach Mangulama nicht zu Fuss laufen will nimmt ein Fahrradtaxi. Mindestens 50 Männer verdienen so ihr Geld und müssen dafür ganz schön in die Pedalen treten. Die Strecke ist jetzt in der Regenzeit ganz schön schlammig. Für eine einfache Fahrt auf dem gepolsterten Gepäckträger zahlt man 200 Kwacha, das sind ungefähr 35 Cent. 
Ich hoffe nur, dass nicht irgendwann ein reicher Amerikaner daher kommt und einen Bus spendet um den Menschen was Gutes zu tun. Dann würde nämlich einer sehr schnell sehr reich werden und 49 Familien müssten hungern. Sowas passiert hier in Malawi manchmal.


Es ist grün geworden in den zwei Wochen nach Weihnachten. Überall wuchert Gras und der Mais ist über einen Meter gewachsen. 
Das Dach hat die ersten wirklich heftigen Regenstürme übrigens gut überstanden. "Es hat nirgends geleckt!", triumphiert der Gemeindeleiter und Prediger Mister Chimatiro, "und in jedem Gottesdienst im Rohbau saßen vier, fünf neue Gesichter".

Heute ist Ruhetag auf der Baustelle. In der Gemeinde ist jemand gestorben und so wird das Gebäude für die Trauerveranstaltungen gebraucht.